Tag 1

Guten Morgen!

Auf der Busfahrt machen wir eine Pause und der Busfahrer bringt mir einen Trick bei.

Auf die Frage 'Wie lange noch?' würde er seit 40 Jahren konsequent 'Noch 10 Minuten antworten!' Das machen wir dann auch zwei Stunden lang.

Endlich fahren wir über die großen Deiche und das Gekreische im Bus ist nicht mehr zu toppen. HillyBilly bietet mir 10 € an, wenn ich die Rückfahrt allein betreue. Er sei geräuschempfindlich. 10€!!! Na, da muss er aber nochmal nachlegen!

Im 'Kinderhotel' angekommen, werden wir vom Hausmeister- und Köchinnen-Team begrüßt und dann gibt es sofort Mittagsessen. Ständig flitzen Kinder zurück zur Küche und lassen sich die Schüsseln neu mit Nudeln, Soße und Apfelmus füllen. Sogar das den Kindern noch unbekannte Känguru- und Elefantenfleisch in der Bolognese-Soße schmeckt allen richtig gut.

Danach werden die Zimmer bezogen  und wir machen uns fertig, um zum Strand zu gehen. Einige Mädchen brezeln sich dafür ganz schön auf und ziehen sich ihre geblümten Sommerkleidchen an! Die Bollerwagen werden beladen und los geht es.

Der Weg zieht sich bekanntermaßen und nach zwei Minuten sollen wir doch 'Bitte, ein Pause!" machen.

Weitere Unterhaltungen drehen sich um geplante Streiche, was wer wann für welches Event anzieht, wer mit wem in der Mannschaft beim Fußball ist. Mit uns Lehrern werden andere Themen angeschnitten wie z. B:

'Mir ist schlecht!'/ 'Der hat DOOF zu mir gesagt!' /'Ich hab Durst!' /  'Mir ist kalt!' / 'Wie lange noch?' - ' 10 Minuten!' / 'Trag mich!'

Ich werde abwechselnd mit 'Mama', 'Papa' und 'Opa' angeredet.

Es ist Ebbe und da es kühl und windig ist, verbieten wir auch das Stapfen im Meer. Sofort stürzen sich viele alternativ in die Matsche und merken, dass man  auch in 10 cm tiefen Pfützchen nass werden und laut: 'Hilfe!! Ich ertrinke!' brüllen kann. Elias und Co. finden Monsterquallen ( ca. 3 cm im Durchmesser). Auf dem Weg zurück werden noch in Sandeimern mitgebrachte Meerestiere behutsam im Schilf entsorgt.

Zurück im Kinderhotel gibt es Abendessen und auch jetzt bilden sich Schlangen zum Nachholen. HillyBilly kündigt die erste Zimmerkontrolle an und dass wir  mit maximal 10 Punkten die Zimmer bepunkten. Die Mädchen suchen den 'Stauksauber' und putzen los.

HillyBilly ist sehr kritisch und bemängelt sogar den Fliegenschiss an der Wand. Uns Frauen fällt der Sinn für Dekoration, Symmetrie und Hang zur Kreativität ins Auge. Branko legt seine Tempotaschentücher zu einem perfekten Mandala. Selbst die Tischtennisschläger sind zu einem wohlfühlenden positivem CHI auf dem Tisch angeordnet. Eren verdient sich einen persönlichen Zusatzpunkt, weil er seinen Zimmergenossen alle Betten bezieht. Aus Furcht vor der nächsten Zimmerbegehung beginnen sich manche Kinder, sinnvolle Notizen zu machen und den Lehrern Bestechungsleckerli hinzulegen. Leonora sagt: 'Ich muss das nicht aufschreiben, ich habe 'ne Gehirnspeicherkarte.'

Auch seltsame Krankheiten werden diagnostiziert. So z. B. ein fürchterlicher Möwenbiss im Oberarm und die Rufe nach der Medizin gegen 'Chlor' oder gegen 'Bauch' werden lauter. ( Die wollen wir Lehrer auch) Als es ans Schlafen geht, kassieren wir das Buch 'Schreckensnacht im Schulcamp' ein, denn darauf liegt ein Fluch. Aus zwei Mädchenzimmern wird eins gemacht, die Kinder schlafen zu siebt in einem Zimmer.

Plötzlich erwacht die Todesangst...bei einigen Betten gibt es Kritzeleien der Art "Wer das liest, stirbt!" Zum Glück konnten wir den Kindern die Wahrheit dieser Sprüche heute Morgen bestätigen :-). Anna unterhält aber die netten Damen, die uns toll versorgen, selbst am frühen Morgen noch mit Horrorgeschichten.

Danach werden wir Erwachsenen bequatscht, Umzüge in andere Zimmer zuzulassen und wir werden auf die Zimmerpartys eingeladen.

Da soll uns doch mal jemand sagen, Jungs seien nicht für deutsche Schlager zu haben.  Fast alle Jungs rocken zu 'Atemlos'  ab und prüfen die Federung der Betten.