Mittwoch, 17. Juni 2015

Tag 2



Ich bin früh wach. Wie friedlich das Kinderhotel sein kann. Alle Kinder schlafen, die Sonne ist am Horizont zu sehen, Tau liegt auf dem Gras des Fußballplatzes, die klatschnassen Klamotten vom Fußboden der Mädchenduschen, die ich abends noch beim Kontrollgang gefunden habe, trocknen im leichten Wind, Häschen hoppeln auf dem Spielplatz.
Hoffentlich klappt es heute mit dem Internet, ansonsten fahren Frau Frankenstein und ich gerne wieder nach Renesse. Für ein Stündchen ohne
·        'Frau Frankenstein! Frau Frankenstein! Frau Frankenstein!!!' oder ' Beki! Beki! Beki!!!' oder
·        'Guck mal! Komm mal! Mach mal! Wo ist mein Schampoo? Jemand hat meine Hausschuhe geklaut! Ich find mein Zimmer nicht mehr!!! Ich will gegen dich beim Kicker gewinnen! Ich schlag dich beim Tischtennis!'
tun wir das gerne ;)

Gestern Morgen wurde Terry gefragt, wo denn sein Ehering sei? Er erzählt die wahre Geschichte, dass er ihn nach ca. vier Wochen Ehe in eine Tasche mit Loch gelegt hat und dass er seitdem verschollen ist. Nun, auch nach 36 Jahren Ehe kann man dieses Problem lösen. Einige Kinder machen sich auf die Suche nach einem Ersatzring und werden fündig: Sie streifen ihm ein schwarzes Haargummi auf den Ringfinger.
Mit so einem Weiberkram kann Simon nichts anfangen. Er erzählt allen Erwachsenen von den zehn Toren, die er gemacht hat :

3-mal Latte, 1-mal unten links, 6-mal Kopfball, 2-mal in den Winkel. Gut, dass seine Mathenote auf dem Zeugnis schon steht, sonst müsste ich da nochmal was an seine momentanen Additionsfähigkeiten anpassen.

Nach dem Frühstück ( übrigens schmeckt auch Butterbrot mit Schokostreusel ohne Brot) wird 'Selmas kreatives Nagel-Design-Studio' eröffnet. Die Mädchen stehen geduldig Schlange und dann vor der Wahl: Diverse Rottöne? Gelb? Lila? Türkis? Glitzer? Kimi setzt einen neuen Trend. Sie trägt den Nagellack nicht nur auf den Nägeln, sonst auch über der Augenbraue und am Hals.

Dann kommt die von allen respektierte, freudig/ängstlich erwartete Zimmerkontroll-Kommission. Wieder müssen wir Frauen den HillyBilly bremsen. Und auch meinen Mann erkenne ich nicht wieder. Der besteht auf straff gezogenen Laken, auf Kissen, die parallel zur Bettkante platziert werden, findet auch das kleinste Papierknübbelchen und angeknabberte Salzstangen hinter der Heizung.  Das muss am neuen Ehering liegen. Ja, da hätte ich aber eher drauf kommen sollen. 

Es spricht sich zwar immer mehr rum, dass es Zusatzpunkte gibt, wenn die Lehrerleckerlis schon für die Zimmer-Kontroll-Kommission auf dem Tisch bereit liegen. Aber bei einigen Zimmern müssen wir nochmal mit dem Zaunpfahl winken. Das müssen die noch üben.

HillyBilly entdeckt Risse in der Wand und beschuldigt die Jungs, das käme vom Mitgrölen und Auf-den Betten-Hopsen zu Helene Fischers 'Atemlos in der Nacht'. Da wird er aber von unserem Dream Team gebremst: ' Die Risse gibt es schon seit ewigen Zeiten!!!  Jetzt aber mal halblang, Chef! Lass bloß die lieben Kinderchen in Ruhe'.

Wer das Dream Team ist? Das sind Toni, Mathilde und Ulla.
So geduldige, freundliche, lustige und einfühlsame Betreuer vom Kinderhotel gibt es wohl nur ganz, ganz selten.

Kurz darauf eröffnet die Grengracht-Bank eine Filiale auf dem Innenhof. Alle bekommen zwei Euro Taschengeld.

Nachdem sich alle mit Sonnencreme eingecremt haben und die Rucksäcke gepackt sind, geht es mit Schaufeln und Eimerchen zum Strand. Der Himmel ist blau, kein Wölkchen zu sehen, die Sonne scheint. Perfekt! Im Dörfchen Ellemeet wird die Straße neu gepflastert und die Bauarbeiter freuen sich über die unerwartete Hilfe, denn die Kinder reichen Steine an und manche dürfen sie sogar verlegen.

Am Strand angekommen stürzt sich die Hälfte der Kinder ans Meer und wir Lehrer  passen auf, dass sich keiner vor lauter Freude und Übermut ins Meer stürzt. Es werden Kämpfe gegen die Wellen mit  Schaufeln gemacht oder das Wellenspringen geübt oder der Matsch-Weitwurf.

Andere Kinder buddeln mit Terry ein megatiefes Loch oder buddeln ihre Freunde ein, so dass man nur noch den Kopf sehen kann. Frau Frankenstein lässt Drachen steigen und holt die Kinder aus den Dünen.

Auch wir Lehrer sind zufrieden. Das Dream Team hat uns Kaffee eingepackt und wir genießen Sonne, Strand, Meer und 47 glückliche, tobende Kinder. So müsste Schule immer sein.

Im Strandpavillion wartet eine supernette Frau, die ganz geduldig und freundlich allen Kindern ihr Lieblingseis verkauft. Es spricht sich schnell rum: Wenn ich mir ein Eis für 1€ aussuche, kann ich zwei Eis kaufen.

Zurück im Haus möchten manche Kinder einen Tee trinken, da sie Halsschmerzen vom stundenlange Gekreische haben. Wir machen Tee. Es gibt einfachen Kräuter- oder Früchtetee. Die 'Dynamisch in den Tag-Teemischung' heben wir unns für uns selber auf.

Abends wieder das übliche fröhliche Chaos aus Zimmerparys, Fußball-Spielen, Tischtennis, Kicker. Einer der Fußballer foult HillyBilly und er beklagt blaue Flecken. Er sollte wissen, dass hier mit vollem Körpereinsatz gespielt wird.

Abends packt ein paar Kinder ein wenig Heimweh. Zur Wahl stehen die altbekannten wirksamen Heimwehtropfen oder in schlimmen Fällen der "Fußweg" zum Heimweharzt. Die Entscheidung fällt auf die Tropfen. Nach 15 Minuten entfalten die Tropfen ihre Wirkung, so dass Branko dem Dream-Team den ein oder anderen Schwank aus seinem Leben erzählt. Marlon möchte mal genau wissen wie man die Tropfen verabreicht. Er vermutet, dass man träufelt sie in die Augen, da man mit selbigen ja weint. Auch eine Möglichkeit...:-).

Jan versucht sich nach Sonnenuntergang mit Sonnencreme einzucremen, da er dies heute Morgen vergessen hat.



1 Kommentar:

  1. Hallo ,
    heute ist der wohl von Anna am meisten herbeigesehnteste Tag , euer Diskoabend. Was hat sie dafür nicht alles eingepackt :-) . Ich wünsche euch gaaaanz viel Spaß und freue mich unglaublich auf morgen !!!!!!!
    Bitte gebt meiner Knutschkugel einen dicken Kuss von mir , liebe Grüße Angela Heide

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